Meine Zivi-Zeit ist jetzt gut 13 Jahre her. Ich habe ja schon vor einiger Zeit darüber geschrieben aber ich will mich jetzt nochmal zu meine Erfahrungen in der Kranken- und Altenpflege äussern.
Ich war frisch aus dem Fachabitur und hatte kaum Lebenserfahrung. Einen richtigen Job hatte ich da bisher auch nicht. Ich wollt mich auch meiner Staatsbürgerpflicht nicht entziehen und so habe ich anstatt auf eine Ausmusterung zu hoffen brav meine Verweigerung eingereicht. Die ging dann auch ohne Probleme durch. Ich wollte es mir einfach machen und bewarb mich um eine Zivi-Stelle im im berühmt-berüchtigten Krankenhaus in meinem Stadtteil. Von der Wohnung meiner Eltern hatte ich gut 15 Minuten Fussweg dahin.
De Zivi-Stellen für den Technischen Bereich waren schon besetzt, der Hol- und Bringedienst war auch besetzt und so wurde ich Zivi auf einer Station bzw. zweiter Stationen die recht eng zusammengearbeitet haben. Die eine Station war für Innere Medizin während die andere der ich fest zugeteilt wurde sich mit Geriatrie und Neurologie beschäftigte.
Als ich dort anfing wusste ich gar nichts über die Pflege. Ich wusste nicht wie man ein Bett richtig bezieht noch wie man einen Patientien richtig zudeckt. Von jemanden im Bett waschen fange ich erst gar nicht an. Ich hatte wirklich keine Ahnung wie das ganze ablief.
Ich erlebte wie auf einmal die Station so sehr ausgelastet waren das die Pflegerinnen bis nach dem Frühstück mit der Grundpflege beschäftigt waren.
Ich erlebte wie neue Patienten die aus einem Pflegeheim kamen laut Übergabe angeblich laufen und am Waschbecken versorgt werden konnten. Dies war natürlich nicht so. Keinee Ahnung ob wir da falsche Informationen bekommen haben oder sich da jemand bei der Übergabe vertan hat.
Ich habe Pflegepersonal kennen gelernt das sich gefragt ob sie noch ihren Job gut machen.
Ich habe erlebt wie immer mehr Aufgaben auf das Pflegepersonal abgewälzt wurden die wirklich nichts mit der Pflege zu tun hatten.
Als Beispiel fällt mir da ein das Heißwasser und Kaffee nicht mehr beim Frühstück und Abendessen von der Küche geliefert wurden sondern von uns in die Kännchen aufgefüllt wurden. Da ist dann erstmal 15 Minuten eine Qualifizierte Pflegekraft damit beschäftigt gewesen Kaffee an einer Maschine zu Zapfen die eigentlich gar nicht dafür ausgelegt ist solche Mengen in kurzer Zeit auszugeben.
Dazu kam das jeder Pflegehandgriff dokumentiert werden muss um sich rechtlich abzusichern. Es kam auch vor das die Polaroid-Kamera gebraucht wurde um einen Dekubitus zu dokumentieren.
Irgendwann war ich dann keine Zusatzkraft mehr sonder wurde fest mit eingeplant obwohl ich gar keine Qualifikation besass. Ich habe versucht den Qualifizierten Personal soweit wie möglich den Rücken frei zu halten. Dafür konnte ich wenn Zeit dafür da war auch einiges Lernen.
Ich war im Pflegeteam voll integriert.
Danke Meggi, Melli, Vera, Steffi, Heirush, Daniel, Andreas, Anke, Daggi und alle desen Namen mir gerade icht einfallen. Auch ein Dank an einen Teil der ehemaligen Medizinstudenten die mich auch als Team-Mitglied akzeptiert haben.
Die Zivi Stelle für die Station wurde irgendwann gestrichen. Ich versuche immer noch den Kontakt zu halten und bekomme mit wie die Belastung dort immer größer wird.
Die Pflegenden gehen manchmal wirklich auf den Zahnfleisch. Die @emergencymum hat dann vor ein paar Tagen mich über Twitter auf die Aktion des Deutschen Verband für Pflegeberufe aufmerksam gemacht:
Es geht darum das in Zukunft mehr als ausreichend Fachkräfte für die Pflege zur Verfügung stehen. Sei es auf der Säuglingstation oder im Hospiz.
Menschen in Pflegeberufen kümmern sich um uns und unsere Angehörigen.
Sorgen wir dafür das sie die Wertschätzung und Anerkennung bekommen die sie verdienen!