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16. April 2016 6 16 /04 /April /2016 23:47

Es war irgendwann im Dezember. Ich hatte am Samstag eine Spätschicht. Am Sonntag ebenfalls.
Die Fahrt in der Bahn nach Hause war etwas Stressig weil dort eine verwirrte/alkoholisierte Person unterwegs war die ihre Tasche suchte und dabei andere Fahrgäste belästigte. Ich griff prophylaktisch nach dem Tierabwehrspray in meinem Rucksack und steckte es in meine Jackentasche um mich Notfalls wehren zu können. Mit dem Handy rief ich dann eine Station bevor ich aussteigen musste die Polizei um mitzuteilen das hier jemand ist der ein gewisses Eskalationsportal besitzt. Zum Glück stieg dann diese Person aus. Ich hoffe sie hat in dieser Nacht nicht mehr sich oder andere Personen gefährdet. Idealerweise in einer Ausnücherungszelle.

Ich stieg dann an meiner Station aus. Ich brauch so ca. 17 Minuten von Dort bis nach Hause zu Fuß. Ich hatte 2/3 des Weges hinter mir als ich auf der anderen Straßenseite eine junges Paar bemerkte das wohl etwas Stress miteinander hatte. Er hielt sie fest. Ich hatte schon wieder mein Handy in der Hand. Ein Passant den ich auch schon in der Bahn gesehen habe bekam dies auch mit. Stoppte kurz, ging aber weiter als sich die Situation beruhigte.

Ich ging auch langsam weiter. Sie rannte dann auf einmal weg. Der junge Mann hinterher und schmiess sie im vollen Lauf auf die Erde.

Ich hatte das Tierabwehrspray jetzt in der Hand. Der Mann stand über der Frau. Beugte sich über sie. Beleidigte sie. An den genauen Ablauf kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern.

Der Mann bekam etwas von dem Tierabwehrspray ins Gesicht. Die Frau rappelte sich auf und lief weg. Ich rief die Polizei selbst an. Äusserte das was passiert ist. Inzwischen machte sich der Mann in die gleiche Richtung wie die Frau davon. Die Leitstelle der Polizei immer noch am Handy folgte ich ihm mit Sicherheitsabstand.

Der erste Streifenwagen traf relativ schnell ein. Die beiden saßen ein Stück weiter und hatten sich wohl auf einmal wieder lieb. Nach der ersten Befragung der beiden kammen zwei Beamte zu mir. Das erste was ich zu dem Beamten sagte war ungefähr dieser Wortlaut: "Sagen sie nicht die beiden sagen jetzt ich hätte sie angegriffen?". Der Polizist bejahte dies. Ich schilderte meine Sicht der Ereignisse mit dem abschließenden Hinweis auf die Beleidigungen des Mannes gegenüber der Frau die ich mitbekommen habe. Nach Abgabe des Tatwerkzeuges, dem Tierabwehrspray, wurde ich informiert das gegen mich jetzt auch ermittelt wird und wurde dann entlassen. Auf dem weg nach Hause fand ich dann an der Stelle an der die Frau vom Mann festgehalten wurde eine Geldbörse. Ich schaute rein. Sie gehörte wohl dem Mann.
Ich rief noch mal die Polizei und übergab die Geldbörse dem Polizisten. Dieser informierte mich das der Mann wohl inzwischen zugegeben hatte die Frau beleidigt und geschubst zu haben.

Mit dem Bedürfniss nach einem härteren Getränk machte ich mich auf den Weg zu meiner Stammkneipe. Diese hatte allerdings schon zu.
Also ging es nach Hause.

Nach ein paar Tagen bekam ich zwei Anhörungsbogen zugeschickt. Einmal als Zeuge der andere war als Täter.

In dem Bogen als Zeuge schilderte ich den Ablauf so genau wie ich konnte.
Mein eingreien Umschrieb ich so:

"Ich entschloss mich geeignete Massnahmen in die Wege zu leiten um die am Boden liegende Frau vor weiteren Gewalteinwirkungen zu schützen ohne mich dabei selbst zu Gefährden."

In dem Anhörungsbogen als beschuldigter verweigerte ich die Aussage. Ich üerlegte ob ich mir einen Anwalt nehmen sollte. Des wäre aber wahrscheinlich teurer gekommen als ein eventuelles Verfahren und eine Geldstrafe.

Ich wartete also mehrere Wochen bis ich einen Brief von der Staatsanwaltschaft bekam. Das verfahren gegen mich wegen schwerer Körperverletzung war eingestellt worden.

Von einem Verfahren gegen den Mann hab ich nichts mehr gehört.

Ich habe nochmal Glück gehabt.

Ich hoffe die Frau hat sich von dem Mann getrennt.

Gelegentlich grübel ich noch immer wie meine Alternativen ausgesehen hätten.

Auch das ich mich vielleicht selbst in Gefahr gebracht habe geht mir noch durch den Kopf.

Genauso geht mir aber durch den Kopf waswohl passiert wäre wenn ich nicht dort gewesen wäre.

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Published by Süder - in Gesellschaft Polizei Mein Leben in Süd